Gute Texter wissen: Je einfacher ein Text zu lesen ist, desto mehr Arbeit steckt dahinter. Denn es ist gar nicht so leicht, so zu schreiben, dass der Leser mühelos folgen kann. Die Kunst liegt darin, komplizierte Zusammenhänge möglichst leicht verständlich zu erklären. Bei Online-Texten ist dies besonders wichtig, denn digital lesen ist anstrengender als auf dem Papier. Der Trend geht daher zu einer vereinfachten Ausdrucksweise, die Lesern das Textverständnis erleichtert. In diesem Artikel erklären wir Ihnen, was diese sogenannte einfache Sprache ist und welche Regeln Sie dabei beachten sollten.
Was ist „einfache Sprache“?
In der Schule wurde Ihnen vermutlich eingebläut, möglichst abwechslungsreich zu schreiben, Wortwiederholungen zu vermeiden, viele Adjektive zu verwenden und Satzstrukturen zu variieren. Doch schon Cicero sagte: „Was auch immer du lehren wirst, fasse dich kurz.“
Außerhalb des Klassenzimmers sollten Sie sich beim Schreiben eher an Cicero als Ihrem Deutsch-Lehrer orientieren. Denn in den meisten Fällen wird Ihr Zielpublikum aus Otto Normalbürgern bestehen, die in erster Linie an schnellen Informationen interessiert sind. Kreative Erzählwelten und Prosa-Akrobatik haben Ihre Daseinsberechtigung in der Literatur, nicht aber in Internetauftritten, Newslettern oder Anleitungen. Auch Fachjargon und Juristensprache sind fehl am Platz, wenn Sie leicht verständlich schreiben wollen.
Einfache Sprache zielt darauf ab, Lesern Informationen möglichst schnell, unkompliziert und komplett zu vermitteln. Eine noch klarere Ausdrucksweise kennzeichnet die sogenannte leichte Sprache. Beide Sprachkonzepte haben ihren Ursprung im amerikanischen Plain Language Movement, das gegen Ende der 1960er Jahre in den USA aufkam. Damals hatten viele US-Bürger genug von komplizierter Behördensprache und forderten einen unkomplizierteren Sprachgebrauch in der öffentlichen Kommunikation.
Unterschied zwischen leichter Sprache und einfacher Sprache
Im Deutschen unterscheiden sich die beiden Sprachkonzepte durch die Zielgruppe. Die leichte Sprache richtet sich speziell an lernbehinderte Menschen – u. a. Menschen mit Leseschwächen, Demenzkranke und Personen mit geringen Deutsch-Kenntnissen. Wer für diese Leser möglichst verständlich schreiben will, muss Informationen aufs Wesentlichste reduzieren.
Im Gegensatz zur einfachen Sprache ist die leichte Sprache gesetzlich verankert. So müssen Bundesbehörden Informationen in leichter Sprache anbieten, um eine barrierefreie Kommunikation zu gewährleisten. Dabei folgen sie einem festen Regelkatalog.
Die einfache Sprache wendet sich dagegen an ein weitaus größeres Bevölkerungssegment. In Deutschland gibt es immer mehr Wenigleser, d. h. Menschen, die nur selten lesen oder größtenteils kurze Texte konsumieren. Diesen Lesern fällt es oft schwer, komplizierten Texte zu folgen und deren Inhalte zu erfassen.
Texte in einfacher Sprache sind komplexer als Texte in leichter Sprache, ohne den Leser zu überfordern. Anders als bei der leichten Sprache gibt es für die einfache Sprache keine offiziellen Regeln. Allerdings stützt sie sich auf einige Grundprinzipien, um das Textverständnis zu verbessern.
Leitlinien für die einfache Sprache
Die einfache Sprache orientiert sich an der Alltagssprache der jeweiligen Zielgruppe. Dabei geht es nicht darum, die Sprache Ihrer Leser zu imitieren. Vielmehr müssen Sie so verständlich schreiben, dass diese Ihnen problemlos folgen können. Wenn Ihre Zielgruppe aus Fachleuten besteht, darf Ihr Text durchaus einige Fachausdrücke beinhalten. Texte, die für Laien gedacht sind, sollten dagegen auf Fachsprache verzichten.
Bei den folgenden Tipps handelt es sich um Empfehlungen für eine klare Sprache, mit denen Sie Ihre Texte vereinfachen.
1. Wortwahl und Satzbau
- Vermeiden Sie Fremdwörter und seltene Begriffe. Erklären Sie deren Bedeutung, sofern sie unvermeidlich sind.
- Achten Sie auf einen einfachen Satzbau. Vermeiden Sie Zwischen- und Nebensätze. Mehr als 2 Kommas im Satz signalisieren: „Jetzt wird’s kompliziert!“
- Vermeiden Sie Adjektive. Sie sind oft unnötig oder wertend und können weggelassen werden, ohne die Bedeutung zu beeinträchtigen.
- Bevorzugen Sie Verben. Vermeiden Sie Substantivierungen und Komposita. Wenn nötig, verbinden Sie zusammengesetzte Wörter mit Bindestrichen, um die Lesbarkeit zu verbessern (Kapitän des Donau-Dampfschiffes statt Donaudampfschiffskapitän).
- Vermeiden Sie Konjunktive wie sollte, müsste, würde usw.
- Verwenden Sie maximal 14 Wörter pro Satz. Versuchen Sie, die Satzlänge zu variieren, ohne diese Grenze zu überschreiten.
- Vermeiden Sie Passivkonstruktionen und Verneinungen. Sprechen Sie den Leser konkret mit positiven Formulierungen an. Schlecht: Es ist nicht verboten, nach 20 Uhr noch spazieren zu gehen. Gut: Sie dürfen nach 20 Uhr noch spazieren gehen.
2. Inhaltliche Textgestaltung
- Bauen Sie Ihren Text logisch auf. Beantworten Sie die W-Fragen (wer, was, wann, wo, warum, wie, wozu), vermeiden Sie Gedankensprünge und lassen Sie unnötige Informationen weg.
- Eine Aussage pro Satz, ein Gedanke pro Absatz. Diese Leitlinie fördert das Textverständnis und hilft Lesern, beim Überfliegen wichtige Passagen zu identifizieren.
- Schreiben Sie konsequent. Verwenden Sie den gleichen Begriff für die gleiche Sache und verschiedene Begriffe für verschiedene Sachen. Verzichten Sie auf Synonyme und Metaphern.
- Setzen Sie kein Wissen voraus. Geben Sie Lesern alle Informationen, die benötigt werden, um Ihre Botschaft zu verstehen.
- Schreiben Sie anschaulich. Je klarer die Sprache, desto verständlicher ist der Text. Schreiben Sie Auto statt PKW und verwenden Sie Beispiele, die sich möglichst nah am Leben Ihrer Leser orientieren.
- Wiederholen Sie Schlüsselinformationen. Das erhöht die Chance, dass diese auch erfasst werden.
- Vermeiden Sie Frustfaktoren. Hierzu gehören Technik- und Juristensprache, Finanzjargon sowie Hipster-Sprache mit vielen Neologismen oder Anglizismen.
3. Visuelle Textgestaltung
- Strukturieren Sie den Text. Vermeiden Sie Textwüsten, indem Sie kurze Absätze verwenden, informative Zwischenüberschriften einfügen und Aufzählungen in Form von strukturierten Listen darstellen.
- Verwenden Sie Illustrationen. Veranschaulichen Sie Ihre Informationen mit intuitiv verständlichen Diagrammen, Zeitstrahlen, Piktogrammen u. ä.
- Nutzen Sie Tabellen, um Vergleiche anzustellen oder Zahlen zu präsentieren.
Einfache Sprache in multilingualen Texten
Selbst Muttersprachlern fällt es oft schwer, sich von ihrem gewohnten Schreibstil zu lösen und ihre Texte zu vereinfachen. Bei fremdsprachlichen Texten sollten Sie lieber einen Profi einschalten. Denn hier gilt es, die Kernaussagen herauszukristallisieren und dann möglichst leicht verständlich in der Fremdsprache zu vermitteln. Die Experten von Lexsys kennen die Nuancen der Textgestaltung für verschiedene Zielgruppen in internationalen Märkten und können Ihr Zielpublikum so ansprechen, dass dieses Ihre Botschaft mühelos erfassen kann.
Kontaktieren Sie uns, wenn Sie Hilfe mit einem deutschen oder einem fremdsprachlichen Text in einfacher Sprache benötigen. Unsere multilingualen Texter und Lektoren verfügen über umfassende Erfahrung im Verfassen und Überarbeiten von Texten für die verschiedensten Zielgruppen. Gerne helfen wir Ihnen, eine barrierefreie Kommunikation über Landesgrenzen hinweg zu gewährleisten.