Politisch korrekte Sprachen: Der gute Ton beim Übersetzen

Sprache gehört zu den mächtigsten Werkzeugen der Menschen. Sie kann verbinden oder abgrenzen, heilen oder verletzen. In Deutschland dominiert derzeit die Debatte um eine diskriminierungssensible Ausdrucksweise den Diskurs. Doch nicht nur bei uns steht der Sprachgebrauch auf dem Prüfstand. Im englischsprachigen Raum geht der Trend seit mehreren Jahren hin zu einer möglichst inklusiven und politisch korrekten Sprache – eine Entwicklung, die durch die „Black Lives Matter“-Bewegung verstärkt Fahrt aufgenommen hat.

Unternehmen, die internationale Business-Beziehungen pflegen, dürfen derartige gesellschaftliche und sprachliche Veränderungen nicht ignorieren. Denn die richtige Wortwahl kann den Unterschied zwischen erfolgreichen und gescheiterten Verhandlungen, Geschäftsabschlüssen, Marketing-Kampagnen und Kundenbeziehungen ausmachen.

Was ist politisch korrekte Sprache?

“Political correctness” (politische Korrektheit), kurz PC, hat ihre Wurzeln in einer US-amerikanischen Studentenbewegung der 80er Jahre, die Rassismus, Kolonialismus und Sexismus in Forschung, Lehre und Sprache anprangerte.

Von dort sickerte die Debatte in die breite Öffentlichkeit und mündete schließlich in der Forderung nach einer “sensibleren” Ausdrucksweise im sprachlichen Alltag, die auf diskriminierende oder beleidigende Wörter und Sprachbilder verzichtet und auch Minderheiten mit einbezieht.

Die hieraus entstandene antirassistische, diskriminierungsfreie und gendergerechte Sprache wird auch als inklusive Sprache bezeichnet.

Inklusive Sprache löst rassistisch belastete Begriffe ab   

Immer mehr Unternehmen achten auf eine politisch korrekte, diskriminierungsfreie Sprache – sowohl bei der externen als auch bei der internen Kommunikation.

Besonders im Bereich der Informatik und Technischen Dokumentation besteht hier Verbesserungsbedarf: Wertende Begriffe mit rassistischen Untertönen wie „whitelist“ und „blacklist“ sowie Verbindungen mit den Wörtern „master“ (master language) und „slave“ (slave report) gehören hier zum Standardvokabular.

Das soll sich ändern, sagen führende Softwarekonzerne wie Microsoft und SAP. Microsoft hat erklärt, bei der Kommunikation nach innen wie nach außen auf eine diskriminierungssensible Sprache zu setzen. Hierfür wurde eigens eine Arbeitsgruppe „Inklusive Sprache“ gegründet.

Die Firma SAP hat beschlossen, Begriffe mit rassistischen Assoziationen durch eine vorurteilsfreie Terminologie zu ersetzen. So soll das Wort „Master“ je nach Kontext durch das Wort „Leit-“ oder „Quelle“ abgelöst werden. Statt als „Slave“ werden untergeordnete Entitäten als „Folge-“ oder „Replikat“ gekennzeichnet. Die „Blacklist“ wird zur „Sperrliste“, „Ausschlussliste“ oder „Vermeidungsliste“, und die Whitelist zur „Erlaubtliste“, „Einschlussliste“ oder „Präferenzliste“.

Rassistische Nebenbedeutungen treten auch in anderen Bereichen auf. In den USA gehen Immobilienmakler und Architekturfirmen neuerdings dazu über, den „master bedroom“ (Elternschlafzimmer) in „primary bedroom“ umzubenennen. Selbst der moderne Titel „Scrum Master“ im agilen Projektmanagement wird inzwischen mit einem kritischen Auge betrachtet.

Sensibilisierung gegenüber diskriminierender Sprache

Inklusive Sprache reflektiert eine Sensibilisierung der Gesellschaft gegenüber bestimmten Themen, von Rassismus über Ableismus bis hin zur Gender-Debatte. Sprache ist dann diskriminierungsfrei, wenn sie Stereotype vermeidet und alle Menschen gleichermaßen anspricht, unabhängig von

  • Geschlecht
  • Sexueller Orientierung
  • Ethnischer, nationaler oder religiöser Zugehörigkeit
  • Sozialer Stellung
  • Alter oder
  • Behinderungen

Viele gängige Phrasen können verletzend auf bestimmte Bevölkerungsgruppen wirken, ohne dass dies dem Sprecher bewusst ist. Nicht-Muttersprachlern fehlt oft das kulturelle Hintergrundwissen, um derartige Nuancen wahrzunehmen. Denn nicht immer ist diskriminierende Sprache offensichtlich.

Beispielsweise wird in US-Nachrichten häufig von einer „crippled economy“ (lahmgelegte Wirtschaft) gesprochen. Das Wort „crippled“ kann jedoch von Menschen mit Behinderungen als abwertend aufgefasst werden und sollte daher lieber nicht in einem derart übertragenen Sinn verwendet werden.

Ebenso verhält es sich mit Wörtern wie „addict“ (Süchtige/r) oder „OCD“ (kurz für „Obsessive Compulsive Disorder“, zu Deutsch Zwangsneurose), die von vielen salopp für übertriebene Gewohnheiten gebraucht werden und so ernsthafte Erkrankungen trivialisieren.

Wörter mit Gewalt-Konnotationen wie „abort“, „execute“, „terminate“ oder „kill“ können ebenfalls negative Assoziationen hervorrufen und sollten nach Möglichkeit durch andere, weniger emotional belastete Begriffe ersetzt werden.

Achten Sie auf diskriminierungsfreie Sprache bei Übersetzungen ins Englische

Gerade bei der internationalen Kommunikation ist es wichtig, auf die richtige Wortwahl für das jeweilige Zielpublikum zu achten, um nicht unbewusst verletzend oder respektlos zu wirken.

Es gibt einige Leitlinien, an die Sie sich halten können, um mit Ihren englischsprachigen Texten nicht unbewusst ins Fettnäpfchen zu treten. So gibt es Ausdrücke, die Sie im Rahmen der politisch korrekten Sprache grundsätzlich vermeiden sollten. Hierzu gehören:

  • Eindeutig männliche Begriffe, Pronomen oder Titel: „Chairperson“ statt „Chairman“
  • Personifizierungen: “a person with a disability” statt “a disabled person”
  • Andeutungen gegenüber sexueller Orientierung: „partner“ statt „boyfriend“ oder „girlfriend“
  • Verallgemeinerungen in Bezug auf ethnische Herkunft: „Japanese“, „Chinese“ etc. statt „Asian“

Verzichten Sie darüber hinaus auf Eigenschaftszuweisungen, die bestimmte Personengruppen in einen Topf werfen oder als abwertend angesehen werden können.

Mit Fachspezialisten gehen Sie auf Nummer sicher

Politisch korrekte Kommunikation erfordert ein Feingefühl für die jeweilige Sprache. Die Sicherstellung inklusiver Sprache in der Kommunikation ist ein laufender Prozess, bei dem ständig neue Anpassungen nötig sein können. Daher ist es wichtig, Experten einzubeziehen, die sich mit der historischen und modernen Entwicklung einer Sprache auskennen.

Lexsys arbeitet mit Muttersprachlern, die Ihre interne und externe Unternehmenskommunikation, Technische Dokumentation und anderen Texte ins Englische übersetzen, lektorieren oder direkt auf Englisch verfassen, ohne Teile Ihrer Zielgruppen vor den Kopf zu stoßen.

Kontaktieren Sie uns, wenn Ihnen eine politisch korrekte, inklusive Sprache bei Ihren englischsprachigen Inhalten wichtig ist.

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